Als Nächstes kam ein Mann, dessen Freundin den Termin für seine Rückführung vereinbart hatte. Am Telefon hatte sie mir erzählt, dass sie selbst schon einmal eine Rückführung erlebt habe und nun wüsste, dass ihr Freund und sie Seelenpartner seien und schon viele Leben miteinander verbracht hätten. Nun wollte sie unbedingt, dass auch er eine Rückführung erlebte. Ich fragte sie, wie er selbst denn darüber denke. Sie erklärte mir, dass er sich sehr dafür interessiere, aber aus beruflichen Gründen verhindert sei und deshalb sie darum gebeten habe, einen Termin zu vereinbaren.
Die beiden kamen zusammen und mir entging nicht die Überraschung des Mannes, als ich die Tür öffnete und sie anschließend ins Wohnzimmer führte. Mir fiel auch auf, wie sich die Freundin suchend umblickte, und ich sprach sie darauf an. Daraufhin fragte sie nach meiner Kristallkugel, was mich ein wenig verwirrte, und ich runzelte die Stirn. Die Frau bemerkte dies und fügte hinzu, dass ich diese doch wohl bräuchte – wie sonst wollte ich die früheren Leben ihres Freundes sehen? Ich erfuhr dann, dass sie selbst bei einer Frau gewesen war, die ihr erzählt hatte, ihr Freund sei ihr Seelenpartner, mit dem sie schon 15 Mal zusammen inkarniert habe – immer als Paar. Das alles hatte diese Frau herausgefunden, als sie einen Blick in ihre Kristallkugel warf. Ich erzählte dann, wie so eine Rückführung bei mir ablief und dass der Klient die Einzelheiten aus einem früheren Leben dabei selbst wahrnehmen würde. Dann redete der Mann zum ersten Mal und ich erfuhr auch, warum er mich anfänglich so erstaunt angeblickt hatte, hatte er doch eine Frau mit dem Aussehen einer Zigeunerin, im langen Rock, mit Creolen und vielen klimpernden Armreifen erwartet. Seine Freundin gab mir dann den Rat, dass es meinem Image sicherlich förderlicher sei, mir so ein, wie sie es nannte, esoterisches Aussehen zuzulegen. Moderne Jeans und Kaschmirpullis passten ihrer Meinung nach nicht zu einer Rückführungsbegleiterin.
Das Vorgespräch dauerte dieses Mal besonders lange, und ich spürte die Skepsis meines Klienten. Er wollte wissen, was passieren würde, wenn er in ein Leben käme, in dem er etwas Schlimmes getan oder man ihm etwas Schlimmes zugefügt habe. Diese Frage höre ich sehr oft. Ich antworte darauf stets, dass die Wahrnehmungen und Gefühle bei einer Rückführung in der Tat sehr stark sein können. Der Klient fühlt sich in der Regel immer wieder in den Körper, der seine Seele damals beherbergte, hineinversetzt; selbst Hunger oder ein kratziges Hemd auf der Haut lassen sich so wieder wahrnehmen, genauso wie Angst, Hass und Schmerzen, aber auch Liebe und Glück. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dem Klienten, während sich sein Überbewusstsein in einer traumatischen oder schmerzvollen Situation aus einem früheren Leben befindet, den Umgang mit dem Geschehen zu erleichtern. In erster Linie ist es wichtig, ihm deutlich mitzuteilen, dass dieses Geschehen, in das er sich gerade zurückversetzt fühlt, schon gelebt wurde und dass es lange zurück liegt. Der Klient wird lediglich mit sehr intensiven Erinnerungen konfrontiert – wenn auch mit all seinen Sinnen. All dies erklärte ich auch diesem Mann und seiner Begleiterin.
Dies ist noch ein Grund, warum es so wichtig ist, dass der Klient mir alle seine Wahrnehmungen aus seinem früheren Leben sofort mitteilt. Denn nur so kann ich auch bei traumatischen oder schmerzvollen Ereignissen schnell eingreifen. In dem Fall, dass mein Klient tatsächlich etwas so Traumatisches oder Schmerzvolles erlebt, das er nicht aushalten kann, suggeriere ich ihm, seinen Körper kurzzeitig zu verlassen. Er soll sich vorstellen, dass er das Geschehen nun von oben aus sicherer Entfernung betrachtet. Dabei sucht sich der Klient eine Distanz, die so weit vom Geschehen entfernt ist, dass er in der Lage ist, sich alles ohne Schmerzen, Angst oder zu starke Emotionen anzusehen.
Mit der Zeit stellte ich allerdings fest, dass viele meiner Klienten in der Rückführung dann von selbst ihren einstigen Körper verließen, wenn ihnen etwas Schlimmes widerfuhr – ohne eine Suggestion von mir. Die Erwähnung dieser Möglichkeit im Vorgespräch reichte dafür schon aus. Dies brachte mich schließlich zu der Überzeugung, dass die Trance schon im Vorgespräch beginnt, in der ich den Klienten Dinge über die Rückführung mitteile bzw. suggeriere. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Seele jedes Klienten schon im Vorgespräch sehr aufmerksam mithört.
Viele Rückführungsbegleiter oder Reinkarnationstherapeuten, so auch Jan Erik Sigdell, sind allerdings der Meinung, dass ein Klient bei seiner Rückführung alles, was wichtig ist, erneut erleben und auch erspüren muss – einschließlich traumatischer Erfahrungen und Schmerzen. Ich sehe das anders und befürchte, meine Klienten dadurch eher zu re-traumatisieren. Meiner Meinung nach reicht es, wenn die Erinnerung daran wiederkommt. Jeder von uns kann sich vorstellen, dass es sicherlich kein schönes Gefühl ist, geköpft zu werden oder auf dem Scheiterhaufen zu brennen.
Der Klient, der mit seiner Freundin kam, wollte auch wissen, wie er im Nachhinein mit diesem Wissen umgehen sollte – angenommen es würde sich herausstellen, dass er in einem früheren Leben mal jemanden ermordet habe. Ich erklärte ihm, dass wir deshalb am Ende der Rückführung eine Aufarbeitung des Erlebten machen würden, um ihn von eventuellen Schuldgefühlen und negativen Dingen, die er während der Rückführung erfährt, reinzuwaschen.
Die Aufarbeitung von Schuld ist für unsere heutige Moralvorstellung oder unser eigenes Schuldempfinden sehr wichtig. Der Klient und seine Seele müssen während der Rückführung die Möglichkeit haben, Frieden mit möglichen Opfern oder Tätern aus früheren Leben zu schließen, zumal diese auch heute wieder oft in ihrem Umfeld inkarniert haben. Seit ich das Familienstellen gelernt habe, bediene ich mich gerade bei der Aufarbeitung in der Reinkarnationstherapie immer wieder gerne der Sinnsprüche, sogenannter Lösungssätze, die man auch bei der Aufstellungsarbeit verwendet und die größtenteils von Bert Hellinger stammen. Allerdings erlaube ich meinen Klienten auch, ihre Täter zu hassen, und bestehe nicht generell auf einer Versöhnung.
Hinsichtlich seines spirituellen Führers war mein Klient ebenfalls sehr skeptisch und wusste nicht so recht, ob er an diese »Schutzengel« glauben sollte. Er beschloss dann aber, es herauszufinden, und war damit einverstanden, dass wir eine Kontaktaufnahme versuchten. Als wir auf sein Anliegen für die Rückführung zu sprechen kamen, zuckte er mit den Schultern. Ein direktes Anliegen hatte er nicht. Er war neugierig, weil seine Freundin so viel über ihre eigene Rückführung sprach. Für die Tranceinduktion wählte ich die Kaufhaus-Technik, denn der Mann ging am liebsten in einem großen Elektronikfachmarkt einkaufen. So verwandelte ich das Kaufhaus in die große Filiale einer Elektronikfachmarktkette in Düsseldorfs beliebtester Einkaufsstraße
Der Mann war immer noch sehr skeptisch, ob die Rückführung überhaupt gelänge und er tatsächlich hypnotisierbar sei. Deshalb fragte ich ihn zu Beginn der Tranceinduktion, ob er bereit sei, sich einer Hypnose zu unterziehen, um so in ein früheres Leben zu gelangen. Die Antwort lautete: »Ja«.
Dann lud ich seinen Verstand ein, uns auf der bevorstehenden Reise als stiller Beobachter zu begleiten. Sein Verstand durfte zusehen und lernen, denn auf der bevorstehenden Reise würden sein Herz und seine Seele uns leiten …
Am Ende der letzten Treppe, bevor ich normalerweise die Tür suggeriere, hinter der die letzten zehn Stufen in ein früheres Leben liegen, sagte dieser Klient plötzlich, dass dort unten jemand auf ihn warte. Ich hatte ihn auf den verschiedenen Etagen des Elektronikfachmarktes alle Artikel, die er wahrnahm, beschreiben lassen. Selbst wenn er dort ebenfalls Menschen wahrgenommen hatte, so hatte er diesen keine Beachtung geschenkt. Dieser Mann im Erdgeschoss aber schien am Ende der Rolltreppe auf meinen Klienten zu warten und ihn direkt anzublicken. Mein Klient beschrieb ihn als coolen Typen mit langem Mantel und Schlapphut. Ich war ein wenig irritiert, irgendetwas riet mir dazu, diesem Schlapphut-Typ erst einmal keine Beachtung zu schenken, obwohl mein Klient total auf ihn fixiert war. Ich erinnerte meinen Klienten daran, dass wir uns ein früheres Leben ansehen wollten und die Erscheinung an der Treppe warten müsse.
Mein Klient war einverstanden, und die Rückführung verlief reibungslos. Leider tauchte nirgends seine Freundin auf und als Seelenpartnerin identifizierte er seine Ehefrau aus dem früheren Leben, das er sich besah. Er erzählte, wie sehr er diese Frau geliebt habe und wie glücklich er mit ihr gewesen sei. Ich war mir natürlich bewusst, dass seine Freundin zuhörte. Aber ich hatte sie vorher darauf hingewiesen, dass einiges von dem, was ihr Freund während der Rückführung erzählte, auch Auswirkungen auf sie haben könnte, z. B. indem sie etwas über ihre eigenen früheren Leben erfahre. Daraufhin erinnerte sie mich daran, dass sie ja bereits wüsste, dass sie die Seelenpartnerin ihres Freundes sei, die immer mit ihm zusammen inkarniere, dementsprechend wäre sie auch vorbereitet. Nach der Rückführung war sie aber ganz still – im Gegensatz zu meinem Klienten, der wissen wollte, ob ihm seine Frau von damals auch in diesem Leben irgendwann wieder begegnen würde.
(Genau aus diesem Grund lehnen es viele Rückführungsbegleiter ab, dass Angehörige oder Freunde eines Klienten an dessen Rückführung als Beobachter teilnehmen. Sie sind davon überzeugt, dass der Klient offener über alles redet, wenn er mit dem Rückführungsbegleiter allein ist. Ich habe für mich selbst bei dieser Rückführung sehr viel gelernt. Unter anderem bin ich nach dieser Rückführung dazu übergegangen, nur noch Termine mit Personen zu vereinbaren, mit denen ich zuvor selbst telefoniert hatte. Klienten, die bei der Terminabsprache erklären, sie würden gerne jemanden zu ihrer Rückführung mitbringen, frage ich seither immer nach den Grund und weise darauf hin, dass eine Rückführung eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Wünscht der Klient eine Begleitung, weil er befürchtet, sonst zu aufgeregt zu sein, bin ich einverstanden. Sagt der Klient aber, dass die ihn begleitende Person selbst darauf dränge, mitzukommen, versuche ich, meinen Klienten davon zu überzeugen, dass es besser sei, wenn er allein käme. Letztlich überlasse ich aber immer meinem Klienten die Entscheidung, ob er nun allein kommt oder in Begleitung. Ich habe für mich und meine Arbeitsweise festgestellt, dass in den meisten Fällen die Begleiter hilfreich sind, weil sie eine beruhigende Wirkung auf die Klienten haben, was auch mir die Arbeit erleichtert. Manche Klienten bringen auch ihren Hund mit.)
Am Ende der Rückführung mit diesem Klienten nahmen wir dann Kontakt zu seinem spirituellen Führer auf. Am Anfang meiner Tätigkeit als Rückführungsbegleiterin tat ich dies meist, nachdem meine Klienten in ihrem früheren Leben den Tod durchlebt hatten, was für die meisten Klienten kein unangenehmes Erlebnis ist, selbst dann nicht, wenn sie eines gewaltsamen oder sehr schmerzvollen Todes starben. Die Seele verlässt den Körper anscheinend in fast allen Fällen, bevor die Todesqualen unerträglich werden. (Wohlgemerkt rede ich hier bewusst von Todesqualen und nicht von Schmerzen ohne Todesfolge.) Im Allgemeinen nimmt dieses Erlebnis den Menschen die Angst vor dem Tod, denn sie begreifen, dass nur die körperliche Hülle stirbt und die Seele plötzlich frei ist. Dies ist dann der geeignete Moment, mit dem spirituellen Führer in Kontakt zu treten.
Enthusiastisch berichtete mein Klient, dass der Mann mit dem Schlapphut sein spiritueller Führer sei. Er betonte wieder, wie klasse er ihn fände – so gelassen und cool. Weil mein Klient so schwärmte, fragte ich ihn nicht, wie sein Gefühl bei der Erscheinung sei. Auch dass er anscheinend das Gesicht dieser Erscheinung nicht richtig erkennen konnte, entging mir. Insgeheim hatte ich nämlich ein Erfolgserlebnis. Es war eine Genugtuung für mich, dass es mir selbst bei einem so skeptischen Klienten gelungen war, den Kontakt zu seinem spirituellen Führer herzustellen! Allerdings hielt sich dieser spirituelle Führer in seinen Mitteilungen sehr bedeckt. Normalerweise sind die spirituellen Führer immer sehr verständnisvoll und mitfühlend, wenn auch jeder auf seine spezielle Art und Weise. Manchmal äußern sie auch durchaus Kritik an ihrem Schutzbefohlenen, aber immer auf konstruktive Weise und niemals verletzend. Dieser spirituellen Führer schien aber irgendwie spöttisch zu sein und bezeichnete meinen Klienten als leichtsinnig, was ich selbst als unstimmig empfand, weil mir mein Klient überaus vorsichtig und zurückhalten zu sein schien.
Nach der Rückführung war mein Klient jedenfalls begeistert, obwohl wir den Namen seines spirituellen Führers nicht in Erfahrung bringen konnten. Ein paar Tage später, nachdem ich ihm meine Mitschrift geschickt hatte, bekam ich eine sehr nette E-Mail zurück. Er schrieb, dass er vieles aus seinem früheren Leben hatte recherchieren können. Trotzdem war bei dieser Rückführung etwas schiefgelaufen, was ich aber erst ein paar Wochen später herausfinden sollte.
Das Buch enthält insgesamt 21 Fallstudien und ein Vorwort von Jan Erik Sigdell. Erhältlich ist es unter anderem bei amazon oder direkt über mich – natürlich gerne auch signiert:
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